Als ich Rene Herrholz die Tür öffnete, stand mir ein nett aussehender junger Mann von etwa 30 Jahren gegenüber.
Er war sehr höflich und erzählte, er sei Anästhesist und lebe eigentlich in München. Er habe vor ein paar Monaten allerdings ein attraktives Angebot auf Honorarbasis von einem privaten OP-Zentrum am Kudamm erhalten. Daher arbeite er jetzt unter der Woche oft von Berlin aus.
Aktuell würde er daher zu diesen Zeitpunkten in einem vom Arbeitgeber bezahlten Hotel unterkommen. Das würde sich aber langsam sehr unpersönlich anfühlen und daher hätte er gerne auch unter der Woche ein dauerhaftes Quartier. Seine Wochenenden würde er meistens in München verbringen. Hin und wieder sei er für einen ehrenamtlichen Verein auch unter der Woche ein paar Tage unterwegs. (Der Verein hat inzwischen seine Zusammenarbeit mit Rene Herrholz eingestellt). Rene berichtete ferner, sein Arbeitgeber, der bisher das Hotel bezahlt habe, würde ebenfalls für die Kosten die Wohnung übernehmen.
Da ich selbst Medizinerin bin, war ich natürlich sofort begeistert und wir diskutierten eine Weile eine aktuelle Fragestellung aus der Anästhesie. Rene Herrholz berichtete überdies von seiner ehrenamtlichen Vereinsarbeit. Er kannte sich bestens mit der Thematik aus, daher schöpfte ich in keinster Weise Verdacht – Honorararbeit ist in privaten OP-Zentren sehr üblich und auch sehr lukrativ vergütet.
Zudem Rene Herrholz von sich aus bereits erklärte, er würde selbstverständlich die Kostenübernahmeerklärung seines Arbeitsgebers vorlegen, falls er sich für die Wohnung entscheiden würde. Was er natürlich zu unserem Pech auch tat.
Rene Herrholz legte uns dann auch eine Kostenübernahmeerklärung seines Arbeitgebers vor, die sehr korrekt formuliert war. Die Mietkaution wurde zusammen mit der ersten Monatsmiete im Oktober in Aussicht gestellt.
Im Frühjahr 2018 konnte durch den Kontakt unseres Anwaltes mit dem Betreiber der Anästhesiepraxis geklärt werden, dass diese Unterlage gefälscht war. Rene Herrholz hatte dazu den Stempel seines Arbeitgebers entwendet und dessen Unterschrift gefälscht. Er wurde daraufhin fristlos gekündigt.